bettelmönche

die bettelorden der barfüßer, dominikaner und augustiner-eremiten prägen mit ihren größtenteils erhaltenen bedeutenden kirchenbauten noch heute das erfurter stadtbild. die ausstellung zeigt anhand hochwertiger objekte die wandlungen des mönchsideals vom hochmittelalter bis zur klosterzeit luthers und die bedeutung der bettelorden für die stadtgesellschaft, ökonomie und universitäre bildung erfurts.

 

gestaltungskonzept

die farbigen gitterstrukturen, stehen einerseits als sinnbild für das bunte netzwerk einer stadt und ihren unterschiedlichen orten. andererseits erinnern die gitterelemente auch an gefängnis; an klar vorgegebene strukturen mit wenig freiheit, die kaum platz für individualität bieten. die ausstellungsarchitektur besteht aus einem modularen kubischen system mit einer gitterstruktur aus draht. diese bunten, filigranen elemente lassen dahinterliegendes durchscheinen und bilden keinen massiven einbau in die räume. die leichtigkeit und transparenz der architektur spiegelt nicht zuletzt die transzendenten aspekte des themas. mit der entscheidung für eine moderne formensprache wird auf einen bewussten, aber sensiblen kontrast zur historischen architektur des stadtmuseums gesetzt.

 

rundgang

im erdgeschoss repräsentieren einzelne inseln die bettelordensklöster. diese treten in dialog mit öffentlichen einrichtungen der stadt, wie beispielsweise der universität, orten des handels, der seelsorge etc. durch ein modernes treppenhaus gelangen die besucher ins kellergeschoss. das treppenhaus war nicht sehr ansprechend und es wurde aus der not eine tugend gemacht. ganz abgedunkelt und mit einer blitzinstallation aus einer kräftigen lichtquelle erhält es ganz neue qualitäten. diese installation ist eine anspielung auf die legende, nach der martin luther, nachdem er einen blitzschlag überlebt hatte, ins erfurter augustinerkloster eintrat.

die luftige, freizügige struktur der vorigen räume verdichtet sich im ersten raum des kellergeschosses, der das leben im kloster thematisiert, zum engen labyrinth. gitterwände, spiegel und wandscheiben überhöhen die räumliche enge. am ende bleibt nur ein vorgegebener weg für die besucher mit einigen sackgassen, ähnlich den klosterregeln, die mit strengen anordnungen den alltag der mönche vorschrieben. im nächsten raum, inhaltlich markiert durch krise und spaltung der kirche, löst sich die gitterstruktur in fragmente auf, die sich dynamisch im raum verteilen. die ordnung gerät ins wanken.

zusätzlich wurde noch eine zweite ebene in die räume eingeführt. die luther-ebene taucht in allen räumen immer wieder in form von farbigen plakaten auf, die aktuelle fragestellungen formulieren und kulminiert in kleinen, stark pinkfarbigen installationen im raum, die eine geistige oder körperliche beschäftigung luthers für heutige besucher neu interpretieren.

ort
stadtmuseum erfurt, haus zum stockfisch
 
umfang
450qm sonderausstellung
 
leistungen
ausstellungsarchitektur lph 1-8
ausstellungsgrafik
grafische aussenkommunikation
lichtplanung
 
planungszeit
2016-2017
 
auftraggeber
stadt erfurt
 
photos
clemens radloff